Kaninchen
Fütterung
Will man sein Kaninchen artgerecht füttern, so sollte man sich überlegen, wie die Ernährung des Wildkaninchens aussieht. Dieses ernährt sich überwiegend von Wildgräsern und -kräutern sowie Wurzeln und Rinde, also von einer sehr kargen und faserreichen Nahrung. Der Magen-Darm-Trakt der Tiere ist jedoch so entwickelt, dass aus den vorhandenen sehr rohfaserhaltigen aber nährstoffarmen Pflanzen alle benötigten Nährstoffe (z.B. Vitamine und Eiweiße) hergestellt werden können, wobei vor allem der große Blinddarm eine wichtige Rolle als Gärkammer einnimmt. Die Tiere sind dagegen nicht in der Lage größere Mengen an Kohlenhydraten zu verdauen, wie sie in Getreide und Getreideprodukten enthalten sind. Es kommt dann schnell zu Instabilitäten der Darmflora mit dem Resultat von Verdauungsstörungen. Kaninchen besitzen lebenslang nachwachsende Schneide- und Backenzähne. Daher ist eine rohfaserreiche Nahrung sehr wichtig, da ihre Zerkleinerung eine lange Kauaktivität erfordert, so dass eine ausreichende Abnutzung der Zähne gewährleistet wird.
Kaninchen nehmen über den Tag verteilt viele kleine Futterportionen auf; sie sind also nie nüchtern. Dies ist wichtig, da Magen und Darm kaum über Muskulatur verfügen. Das Futter kann somit nicht durch eine Eigenmotorik durch den Verdauungskanal transportiert werden, sonders es muss ständig neues Futter aufgenommen werden, um die bereits im Magen-Darm-Kanal befindliche Nahrung weiter zu schieben. Phasen des Fastens führen zu einer verlängerten Verweildauer des Futters im Magen und Darm. Es entstehen schnell Fehlgärungen die zu Aufgasungen führen. Daher muss den Tieren permanent Futter zur Verfügung stehen.
Eine artgerechte Fütterung des Kaninchens sollte folgendermaßen aussehen:
- Qualitativ hochwertiges Heu muss den Tieren immer zur Verfügung stehen.
- Ein- bis zweimal täglich erhalten die Kaninchen Frischfutter. Diese Ration sollte sich so zusammen setzen:
- Etwa 2/3 bestehen aus "strukturiertem Grünfutter":
- Gräser, Kräuter, Löwenzahn
- Salate (z.B. Endivie, Rucola, Feldsalat)
- Blätter von Kohlrabi, Blumenkohl, Radieschen
- Etwa 1/3 besteht aus verschiedenen Gemüsesorten (z.B. Möhre, Kohlrabi, Brokkoli, Sellerie, Chicoree)
- Obst (z.B. Birne, Apfel) kann ebenfalls in kleinen Mengen gefüttert werden. Der Anteil sollte jedoch wegen des Fruchtzuckergehaltes nicht zu hoch sein.
- Als Nagematerial dienen äste von ungespritzten Obstbäumen, Weide, Haselnuss und Birke.
- Wasser muss immer frei zugänglich sein!
Trockenfutter mit Getreideanteilen sollte nicht verfüttert werden! Die darin enthaltenen Kohlenhydrate können von Kaninchen nicht gut verdaut werden und es kommt zu Störungen der Darmflora, woraus matschige Durchfälle resultieren. Zudem müssen die Tiere kaum kauen, um dieses Futter zu zerkleinern, so dass die Zähne sich nicht ausreichend abreiben. Gleiches gilt auch für alle anderen Getreideprodukte wie Getreidekörner, Brot, Knabberstangen oder diverse im Zoofachhandel angebotene "Leckerli" (z.B. Nagerwaffeln, Haferkissen etc.). Bei Tieren in Außenhaltung kann über die Wintermonate, in denen eine höhere Energiezufuhr erforderlich ist, eine Mischung aus verschiedenen Trockengemüsen (z.B. Möhre, Rote Beete, Brokkoli, Sellerie) gefüttert werden.
Haltung
Kaninchen sind äußerst gesellige Tiere, die in freier Wildbahn in großen Kolonien zusammen leben. Auch als Heimtiere gehaltene Kaninchen dürfen nicht einzeln leben, sondern benötigen mindestens einen Artgenossen, um sich wohl zu fühlen! Dieser Artgenosse kann keineswegs durch den Menschen oder eine andere Tierart ersetzt werden. Leider ist es vielfach immer noch üblich ein Kaninchen mit einem Meerschweinchen zusammen zu halten. Beide Tierarten haben jedoch völlig verschiedene Arten der Kommunikation (Lautäußerungen, Körpersprache), so dass es häufig zu Missverständnissen bis hin zu Beißereien kommt. Selbst wenn die Tiere friedlich nebeneinander leben, so fehlt doch der geeignete "Ansprechpartner". Eine Einzelhaltung von Kaninchen oder die Haltung eines Kaninchens mit einem Meerschweinchen ist nicht artgerecht!
Kaninchen haben zudem einen enorm großen Bewegungsdrang und sollten daher die Gelegenheit zu ständigem Freilauf haben. Die Tiere benötigen demnach ein großzügiges Platzangebot, dem handelsübliche Kaninchenkäfige nicht ansatzweise gerecht werden. Die immer noch weit verbreitete Praktik, Kaninchen in einem Käfig zu halten und sie täglich für einige Stunden laufen zu lassen, ist keinesfalls artgerecht, zumal der Freilauf in der Regel tagsüber gewährt wird. Die Hauptaktivitätszeit der Tiere liegt jedoch in den Dämmerungsphasen und der Nacht. Um dem Bewegungsdrang der Tiere gerecht zu werden, wird bei Wohnungshaltung von Kaninchen eine Fläche von 2 m3, bei Außenhaltung von 3 m3 pro Tier gefordert, wobei auch dies nur als absolutes Mindestmaß angesehen werden und den Tieren zusätzlich noch Freilauf gewährt werden sollte. Ideal sind deutlich größere Gehege oder ganze Zimmer, in denen sich die Kaninchen frei bewegen können. Der Lebensraum der Tiere sollte möglichst abwechslungsreich und interessant gestaltet werden, da Kaninchen sehr neugierig und aufgeweckt sind. Um dies zu gewährleisten, müssen zahlreiche Verstecke zur Verfügung stehen (z.B. Holzhäuser, Weidenbrücken, Röhren), die gleichzeitig auch als erhöhter Aussichtspunkt dienen können. Außerdem sollte die Möglichkeit bestehen, den natürlichen Grabeinstinkt auszuleben. Zu diesem Zweck eigenen sich "Buddelkisten", die mit Erde oder Sand befüllt werden. Größere äste von ungiftigen und ungespritzten Bäumen können beknabbert werden und dienen zusätzlicher Beschäftigung.
Weiterführende Links zur Ernährung, Haltung und Vergesellschaftung:
www.sweetrabbits.de
www.kaninchenschutz.de
www.kaninchenhilfe.com
www.kaninchengehege.de
Informationen zur Impfung von Kaninchen
(Stand: Mai 2017)Die Empfehlungen bzgl. der Impfung und der Anwendung von Impfstoffen sind derzeit ständigen Veränderungen unterworfen. Aktuelle Informationen sind abrufbar auf der Homepage des Friedrich-Loeffler-Institutes:www.fli.de
Kaninchen sollten regelmäßig gegen die Viruserkrankungen Myxomatose und RHD geimpft werden.
Beide Krankheiten werden auf ähnlichen Wegen übertragen:
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stechende Insekten (v.a. Mücken) sind ein wichtiger Überträger, so dass auch Tiere, die ausschließlich in der Wohnung gehalten werden, erkranken können. Das Risiko einer Infektion nimmt in den letzten Jahren dramatisch zu, da aufgrund der milden Winter die Zahl der Mücken steigt und diese auch außerhalb der Sommermonate anzutreffen sind.
-
Personen, die Kontakt zu infizierten Kaninchen hatten, können Erreger auch auf andere Kaninchen übertragen
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Frischfutter, das von Feldern oder Wiesen stammt, zu denen auch Wildkaninchen Zugang haben,
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kontaminierte Stallungen
-
kontaminierte Gegenstände, z.B. Transportboxen, Einrichtungsgegenstände, Kleidung.
Myxomatose
Die Myxomatose kann in verschiedenen Ausprägungen auftreten. Neben einer ödematösen und einer knotigen Form kommen auch Mischformen vor.Ödematöse Form: diese geht mit Schwellungen des Kopfes (besonders der Augenlider und der Ohren) und auch der Schleimhäute einher, so dass die Kaninchen zunehmend Probleme haben zu schlucken und zu atmen. Bakterielle Sekundärinfektionen führen zu eitrigem Augen- und Nasenausfluss. Betroffene Kaninchen sind in der Regel nicht mehr zu retten. Sie sterben nach tage- oder wochenlanger Erkrankung an allgemeiner Entkräftung.
Abb: ödematöse Form der Myxomatose
Knotige Form: es entwickeln sich derbe Knoten der Unterhaut, die oberflächlich aufplatzen und verkrusten und sich schließlich (oft unter Narbenbildung) zurückentwickeln. Auch diese Veränderungen sind vorzugsweise im Kopfbereich anzutreffen, können sich jedoch auch über den gesamten Rumpf und die Anogenitalregion erstrecken. Die knotige Form der Myxomatose verläuft meist deutlich milder und führt in der Regel nicht zum Tod des Kaninchens.
Abb: knotige Form der Myxomatose
In Deutschland stehen verschiedene Myxomatose-Impfstoffe zur Verfügung8), die einen guten, jedoch keinen 100%igen Schutz bieten.
Impfstoff |
Zugelassen zur Impfung gegen |
Frühester Impfzeitpunkt |
Grundimmunisierung |
Wiederholung |
Cunivak-Myxo® |
Myxomatose |
ab 4 Wochen |
2 x im Abstand von 4 Wochen |
halbjährlich
(bei hohem Infektionsdruck alle 4 Monate) |
Cunivak Combo® |
RHDV + Myxomatose |
ab 6 Wochen |
2 x im Abstand von 4 Wochen |
halbjährlich |
Rika-Vacc Myxo® |
Myxomatose |
ab 4 Wochen |
2 x im Abstand von 6 Wochen |
halbjährlich |
Rika-Vacc Duo® |
RHDV + Myxomatose |
ab 6 Wochen |
2 x im Abstand von 3-4 Wochen |
halbjährlich |
Nobivac Myxo-RHD® |
RHDV + Myxomatose |
ab 5 Wochen |
einmal |
jährlich |
RHD (Rabbit Haemorragic Disease, Chinaseuche)
Die Viruserkrankung RHD wird v.a. durch direkten Kontakt mit erkrankten Kaninchen übertragen, jedoch auch über Vektoren, wie z.B. stechende Insekten, kontaminiertes Futter, Personen und Transportboxen.
Eine Erkrankung verläuft in der Regel hochakut und führt zu nekrotisierender Hepatitis (Leberentzündung mit Absterben der Leberzellen) mit Gerinnungsstörungen und Einblutungen in innere Organe. Der Tod tritt innerhalb von 24 bis 72 Stunden ein.
Die „klassische Form“ der RHD existiert in Deutschland seit 1988 und
wird durch das als RHDV bezeichnete Virus hervorgerufen. Bereits 2010 ist zunächst in
Frankreich, später dann auch in Spanien und Italien, ein neuer
Stamm des RHD-Virus (genannt RHDV-2) aufgetaucht,
gegen den die bis dahin verwendeten Impfstoffe keinen Schutz
boten. Im Sommer 2013 gab es erste Meldungen über
Erkrankungsfälle aus Nordrhein-Westfalen, wo sowohl geimpfte als
auch ungeimpfte Kaninchen am RHDV-2 verendeten1).
Mittlerweile hat sich das Virus auf das gesamte Bundesgebiet
ausgebreitet und sowohl die Erkrankungs- als auch die Todesraten
steigen ständig weiter an 2, 3).
Das RHDV-2 unterscheidet sich vom ursprünglichen RHD-Virus (RHDV) v.a. darin, dass es insbesondere bei sehr jungen Kaninchen (unter 10 Wochen) tödliche Erkrankungen auslöst, wogegen das herkömmliche RHD-Virus in der Regel nur bei Kaninchen ab einem Alter von 10 Wochen zu Krankheitsausbrüchen führt1).
Derzeit sind in Deutschland verschiedene RHD-Impfstoffe zugelassen8). Diese Vakzinen bewirken „eine Reduktion der durch RHDV- und/oder RHDV-2-Infektionen hervorgerufenen Mortalität“ (Todesrate). Diese Formulierung macht deutlich, dass ein 100%iger Schutz nicht zu erzielen ist. Folgende Impfstoffe sind erhältlich:
Impfstoff |
Zugelassen zur Impfung gegen |
Frühester Impfzeitpunkt |
Grundimmunisierung |
Wiederholung |
Cunivak-RHD® |
RHDV + RHDV-2 |
ab 4 Wochen |
1 x zum Schutz vor RHDV
2 x im Abstand von 3 Wochen zum Schutz vor letaler RHDV-2-Infektion |
jährlich zum Schutz vor RHDV
halbjährlich zum Schutz vor letaler RHDV-2-Infektion |
Cunivak Combo® |
RHDV + Myxomatose |
ab 6 Wochen |
2 x im Abstand von 3-4 Wochen |
halbjährlich |
Rika-Vacc RHD® |
RHDV + RHDV-2 |
ab 4 Wochen |
1 x zum Schutz vor RHDV
2 x im Abstand von 3 Wochen zum Schutz vor letaler RHDV-2-Infektion |
jährlich zum Schutz vor RHDV
halbjährlich zum Schutz vor letaler RHDV-2-Infektion |
Rika-Vacc Duo® |
RHDV + Myxomatose |
ab 6 Wochen |
2 x im Abstand von 3-4 Wochen |
halbjährlich |
Nobivac Myxo-RHD® |
RHDV + Myxomatose |
ab 5 Wochen |
einmal |
jährlich |
Filavac
VHD K C+V® |
RHDV + RHDV-2 |
ab 10
Wochen |
einmal |
jährlich |
Eravac® |
RHDV-2 |
ab 30
Tagen |
einmal |
??? |
Impfungen
Um Kaninchen vor Myxomatose- sowie RHDV- und RHDV-2-Infektionen zu schützen, sind folgende Impfschemata und Kombinationen von Impfstoffen möglich:
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Die Impfstoffe können ab einem Alter von 4 Wochen eingesetzt werden. Es erfolgt eine Grundimmunisierung im Abstand von 3 Wochen, anschließend sind alle 6 Monate Wiederholungsimpfungen erforderlich.
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Beide genannten RHD-Impfstoffe sind ursprünglich zum Schutz vor RHDV-Infektionen entwickelt worden, führen aber auch zu einer Kreuzimmunität gegen RHDV-2. Bei Kaninchen, die zweimalig im Abstand von 3 Wochen grundimmunisiert wurden, liegt die Impfsicherheit bei anschließender Infektion bei 83 – 92%9). Werden die Tiere anschließend regelmäßig alle 6 Monate nachgeimpft, so steigt die Schutzwirkung weiter an (lt. Feldstudien ca. 97%ige Impfsicherheit5)). Ein solch guter Schutz setzt also eine gewisse Impfhistorie voraus! Bei Kaninchen, die lediglich grundimmunisiert wurden oder bei Tieren, die unregelmäßig geimpft wurden, besteht dagegen eine erhöhte Gefahr von Impfdurchbrüchen.
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Daher sollten speziell gegen RHDV-2-Infektionen entwickelte Impfstoffe (Eravac®, Filavac VHD K C+V®) den Vorzug erhalten bei Kaninchen, die
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zuvor noch nie geimpft wurden,
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bisher nur grundimmunisiert wurden, aber noch keine Wiederholungsimpfungen erhalten haben,
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zu Beginn ihrer Impfhistorie nicht ordnungsgemäß grundimmunisiert wurden,
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nach Grundimmunisierung nur unregelmäßig mit Rika-Vacc RHD® oder Cunivak RHD® geimpft wurden (Wiederholungsimpfungen sind nicht exakt alle 6 Monate erfolgt),
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bisher mit Impfstoffen geimpft wurden, die keinen Schutz vor RHDV-2-Infektionen bieten (Cunivak Combo®, Rika-Vacc Duo®, Nobivac®).
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Cunivak Myxo® / Rika-Vacc Myxo® + Filavac VHD K C+V®
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Die genannten Myxomatose-Impfstoffe können ab einem Alter von 4 Wochen eingesetzt werden. Nach einer Grundimmunisierung (2 x im Abstand von 4 Wochen) sind halbjährliche Wiederholungsimpfungen erforderlich.
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Filavac VHD K C+V® darf ab einem Alter von 10 Wochen eingesetzt werden. Wiederholungsimpfungen sind jährlich erforderlich.
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Anmerkung:vor seiner Zulassung in Deutschland wurden für Filavac VHD K C+V® halbjährliche Wiederholungsimpfungen empfohlen. Diese Angabe wurde aufgrund neuerer Studien korrigiert, die firmenintern sind und bisher nicht veröffentlicht wurden. Daher ist nicht bekannt, ob die Impfsicherheit nach 12 Monaten ebenso gut ist, wie nach 6 Monaten, oder ob es zu einem Absinken der Schutzwirkung kommt.
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Cunivak Combo® / Rika-Vacc Duo® + Eravac®
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Cunivak Combo® und Rika-Vacc Duo® dienen zum Schutz vor Myxomatose- und RHDV-Infektionen. Sie dürfen ab einem Alter von 6 Wochen verwendet werden. Nach Grundimmunisierung sind halbjährliche Wiederholungsimpfungen erforderlich.
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Eravac® kann bei Kaninchen ab einem Alter von 30 Tagen eingesetzt werden. Eine einmalige Impfung soll als Grundimmunisierung ausreichen. Die Dauer der Immunität ist bisher nicht bekannt.
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Anmerkung: bevor Eravac® seine EU-Zulassung erhielt und unter dem Namen Cunipravac® ausschließlich in Spanien erhältlich war, wurde zur Grundimmunisierung noch eine zweimalige Impfung im Abstand von 6 Wochen gefordert.
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Anmerkung: da Eravac® lediglich für Mastkaninchen zugelassen ist, die keine lange Lebenserwartung haben, wurde bislang nicht überprüft, wie lange der Impfschutz anhält. Somit bleibt auch bisher völlig unklar, in welchen Abständen Wiederholungsimpfungen erforderlich sind, um Kaninchen wirklich zuverlässig zu schützen.
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Nobivac® + Eravac®
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Nobivac® (zum Schutz vor Myxomatose und RHDV) darf ab einem Alter von 5 Wochen eingesetzt werden. Nach einmaliger Impfung sind jährliche Wiederholungsimpfungen erforderlich.
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Um einen Schutz auch gegen RHDV-2-Infektionen zu erhalten, kann Eravac® ergänzt werden, wobei die bereits oben genannten Probleme bzgl. der Kenntnis der Wirkungsdauer bestehen.
Anmerkung: Die Ständige Impfkommission in der Veterinärmedizin (StIKo Vet) weist darauf hin, dass bisher keine Studien zur Anwendung der neu zugelassenen RHD-Impfstoffe (Eravac®, Filavac VHD C K+V®) in Kombination mit einem der Myxomatose-Impfstoffe vorliegen7). Es wurde zunächst empfohlen zwischen den Impfungen einen Abstand von 2 Wochen einzuhalten6). Für Eravac® gilt diese Empfehlung weiterhin10). Nach aktuellen Informationen aus dem Friedrich-Loeffler-Institut ist jedoch die gleichzeitige Anwendung von Filavac VHD K C+V® und Cunivac Myxo® bzw. Rika-Vacc Myxo® möglich, die Impfstoffe sollten jedoch auf verschiedene Körperseiten appliziert werden5).
Anmerkung: Für jede Impfung gilt grundsätzlich, dass eine gute Immunität nur dann ausgebildet werden kann, wenn das Immunsystem des Kaninchens intakt ist.
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Das zu impfende Kaninchen muss gesund sein. Daher sollte vor der Impfung eine gründliche klinische Allgemeinuntersuchung erfolgen. Es ist außerdem anzuraten (v.a. bei Jungtieren vor der Erstimpfung) im Vorfeld Sammelkotproben parasitologisch untersuchen zu lassen und Parasitosen zunächst zu behandeln, da es durch sie zu Beeinträchtigungen des Immunsystems kommt.
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Da auch Stress zu Beeinträchtigungen des Immunsystems führt, sollten Stressoren möglichst vermieden werden. Dies bedeutet, dass Impfungen z.B. nicht zeitnah zu Operationen (z.B. Kastrationen), Vergesellschaftungen, Umzügen oder längeren Transporten durchgeführt werden sollten.
Weitere prophylaktische Maßnahmen
Da Impfungen keine 100%ige Sicherheit bieten und derzeit zusätzlich ein erhöhtes Infektionsrisiko, insbesondere für die RHD2 besteht, sollten möglichst weitere vorbeugende Maßnahmen zum Schutz der Kaninchen ergriffen werden:
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Auf die Verfütterung von Wiesenfutter, zu dem auch Wildkaninchen Zugang haben, sollte möglichst verzichtet werden.
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Außengehege sollten so gesichert sein, dass kein direkter Kontakt zu Wildkaninchen möglich ist.
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Stechende Insekten sollten möglichst ferngehalten werden. In Innenhaltung ist dies durch ein Anbringen von Insektennetzen an den Fenstern relativ leicht möglich. Bei Außenhaltung ist ein Insektenschutz nur schwer zu realisieren. Hier können größere Moskitonetze zum Einsatz kommen, deren Anschaffung für größere Gehege allerdings recht kostspielig ist.
Häufig gestellte Fragen im Zusammenhang mit RHDV-2-Infektionen
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Wie kann festgestellt werden, ob ein Kaninchen tatsächlich an RHDV/RHDV‑2 verstorben ist?
Zum Nachweis einer Infektion sowie zur Differenzierung zwischen einer RHDV- und einer RHDV-2-Infektion müssen der Tierkörper oder Leberproben an ein Veterinärmedizinisches Untersuchungslabor geschickt werden. Solche Untersuchungen sind selbstverständlich kostenpflichtig.
Blutproben sind dagegen nur sehr eingeschränkt auswertbar. Hier werden Antikörper gegen RHD-Viren nachgewiesen. Aussagekräftig ist eine solche Bestimmung nur dann, wenn das Kaninchen ungeimpft war, da auch im Falle einer Impfung Antikörper ausgebildet werden10). Eine Differenzierung zwischen RHDV- und RHDV-2-Infektionen ist aber auch bei ungeimpften Kaninchen nicht möglich, da zwischen den Antikörpern bei beiden Erkrankungen nicht unterschieden werden kann.
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Kann am lebenden Tier festgestellt werden, ob eine Erkrankung durch RHD-Viren vorliegt?
Von lebenden Kaninchen können allenfalls Blutproben zur Diagnostik herangezogen werden. Hier gelten die gleichen Probleme, wie sie bereits oben erwähnt wurden. Ist das Kaninchen ungeimpft und können Antikörper gegen RHD-Viren nachgewiesen werden, so ist eine Infektion gesichert. Werden bei geimpften Kaninchen Antikörper nachgewiesen, so ist nicht zwischen „Impf-Antikörpern“ und „Infektions-Antikörpern“ zu unterscheiden10).
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Wie lange hält sich das Virus in der Umwelt?
RHD-Viren sind in der Umwelt sehr stabil. Bei Temperaturen bis zu 50°C und trockenen Bedingungen (z.B. in der Wohnung) bleiben die Viren mindestens 15 Wochen infektiös. In Kadavern konnten bei niedrigen Umgebungstemperaturen Überlebenszeiten von 7 Monaten nachgewiesen werden10).
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Können Kaninchen, die eine RHD-Infektion überlebt haben, andere Kaninchen anstecken?
Viren können in überlebenden Kaninchen über mehrere Wochen nachgewiesen werden. Wissenschaftiliche Studien über ein Dauerausscheidertum existieren bislang nicht. Das Friedrich-Loeffler-Institut weist aber darauf hin, dass aufgrund von Erfahrungsberichten davon ausgegangen werden muss, dass Kaninchen, die eine Infektion durchgemacht und überlebt haben tatsächlich in der Lage sind, andere Tiere durch Virenausscheidung zu infizieren10).
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Was kann getan werden, wenn Kaninchen an einer RHD-Infektion verstorben sind und neue Kaninchen angeschafft werden sollen?
Aufgrund der hohen Infektiosität des Erregers und seiner langen Persistenz in der Umwelt, sind folgende Maßnahmen anzuraten10)
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Bei Innenhaltung müssen alle Flächen, auf denen sich die Kaninchen aufgehalten haben, ebenso wie alle Einrichtungsgegenstände, gründlich gereinigt und mit geeigneten Desinfektionsmitteln desinfiziert werden. Es müssen Präparate zur Anwendung kommen, die gegen unbehüllte Viren wirksam sind. Eine Liste geeigneter Präparate hat die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) veröffentlicht: www.desinfektion-dvg.de. Hatten die Tiere Freilauf in einer Wohnung, die mit Teppich ausgelegt ist und können nicht alle Einrichtungsgegenstände desinfiziert werden, so empfiehlt es sich mindestens 4 Monate abzuwarten, bevor neue Kaninchen angeschafft werden.
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In Außengehegen können Fliesen ebenfalls desinfiziert werden. Sind die Anlagen mit weniger glatten Oberflächen ausgelegt (z.B. Beton- oder Natursteinplatten), so empfiehlt es sich den Boden gründlich abzuflämmen, da die Viren bei hohen Temperaturen schnell absterben. Gehege mit Naturboden (Wiese, Erde) stellen das größte Problem dar, da eine Virusbeseitigung weder mit Desinfektionsmitteln, noch durch Hitzeeinwirkung möglich ist. Solche Anlagen sollten für mindestens 4 Monate unbesetzt bleiben; bei warmer und feuchter Witterung sollte die Zeit des Leerstandes verlängert werden.
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Auch Kleidung, die in Kontakt mit den erkrankten Kaninchen gekommen ist, sollte gewaschen und desinfiziert werden.
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Einrichtungsgegenstände, die nicht zuverlässig zu desinfizieren sind (z.B. Holzinventar), sollten entsorgt werden.
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Neue Kaninchen müssen in jedem Fall gegen beide Varianten der RHD geimpft worden sein, bevor sie in eine Umgebung verbracht werden, die zuvor durch RHD-infizierte Tiere besetzt war. Dabei ist zu beachten, dass der Impfschutz nicht unmittelbar mit der Applikation des Impfstoffes eintritt, sondern eine Immunität in der Regel erst eine Woche nach der Impfung ausgebildet wird.
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Wie kann es sein, dass manche Kaninchen an RHD-Infektionen sterben und andere nicht, obwohl sie nach dem gleichen Schema und mit dem gleichen Impfstoff geimpft wurden?
Die Ausbildung einer Immunität nach Impfung ist von verschiedensten Faktoren abhängig und kann individuell sehr unterschiedlich sein. So können alle Ursachen, die das Immunsystem beeinträchtigen auch die Ausbildung eines Impfschutzes behindern, wie z.B. Parasitosen, andere Grunderkrankungen oder Stress. Zudem ist die Immunantwort auf Impfung bei keinem Lebewesen gleich. Von Untersuchungen bei Hunden, die gegen Tollwut geimpft wurden ist z.B. bekannt, dass manche Tiere hohe Antikörperspiegel ausbilden, die sehr lange erhalten bleiben und manche Tiere nur geringe Antikörperspiegel bilden, die nur über kurze Zeit nachweisbar sind. Ähnliche Verhältnisse dürften auch bei Kaninchen bestehen. Wie hoch ein Antikörperspiegel nach Impfung bei einem Kaninchen ist, weiß man üblicherweise nicht. Ein Antikörpernacheis kann zwar erfolgen, allerdings ist bisher keine Differenzierung zwischen RHDV- und RHDV-2-Antikörpern möglich. Zudem existieren bisher keine Referenzwerte, die festlegen, wie hoch ein Antikörpertiter sein muss, damit ein Schutz vorliegt. Wäre dies möglich, so könnte man bei Nachweis einer zu geringen Antikörperbildung ggf. eine Wiederholungsimpfung durchführen, um die Bildung von Antikörpern zu verstärken. Da diese Möglichkeiten derzeit aber (noch) nicht bestehen, wird es leider immer wieder Kaninchen geben, die trotz Impfung keinen ausreichenden Schutz aufbauen und infolge dessen erkranken und versterben.
Quellenangaben
1) | Friedrich-Loeffler-Institut: Rabbit Haemorrhagic Disease – New variant of RHD virus now also detected in Germany. www.fli.de.2013 |
2) | RHD-Map, IDT Biologica GmbH (www.idt-tiergesundheit.de " Tierarzt oder Tierbesitzer " Kaninchen). |
3) | StIKo Vet: Stellungnahme zur aktuellen Situation der hämorrhagischen Kaninchenkrankheit vom 08.11.2016. www.fli.de |
4) | StIKo Vet: Stellungnahme zur Immunisierung von Kaninchen gegen RHDV-2 vom 30.03.2016. www.fli.de |
5) | Frau Dr. König, Friedrich-Loeffler-Institut, persönliche Mitteilung |
6) | StIKo Vet: Stellungnahme zur Immunisierung von Kaninchen gegen RHDV-2 vom 28.06.2016. www.fli.de |
7) | Informationsbroschüre der Fa. IDT Biologica GmbH |
8) | StIKo Vet: Hinweis auf neue RHDV-2-Impfstoffe vom 03.04.2017. www.fli.de |
9) | Gebrauchsinformation Cunivak RHD, Stand 02/2017, Fa. IDT Biologica GmbH |
10) | Friedrich-Löffler-Institut: Hämorrhagische Krankheit der Kaninchen (RHDV, RHDV-2), Stand 02.05.2017. www.fli.de |
11) | Fa. Ecuphar, telefonische Mitteilung. |